Weinlese auf Schloss Wackerbarth gestartet

Es ist ein Moment, auf den die Winzerinnen und Winzer in Sachsen das ganze Jahr über hinfiebern: die Weinlese. Wenn die ersten Trauben reif sind, erfüllt sich der Lohn vieler Monate intensiver Arbeit in den Weinbergen. Auf Schloss Wackerbarth in Radebeul war es nun so weit. Mit der Solaris-Rebe wurde die Lese eröffnet – und aus diesen matt-grünen Trauben entsteht traditionell der erste Federweißer des Jahres.

Ein Auftakt voller Vorfreude

Die Weinlese markiert jedes Jahr den Höhepunkt im Zyklus des Weinbaus. Für die Winzerinnen und Winzer ist es die intensivste, aber zugleich schönste Zeit: von früh bis spät in den Weinbergen, Traube für Traube von Hand gelesen, in den schweren Lesebütten gesammelt. Rund 50 Kilogramm fasst so ein Gefäß – körperliche Arbeit, die anstrengend, aber unverzichtbar ist, um die Qualität des Jahrgangs zu sichern.

Salvina Dano, Auszubildende im dritten Lehrjahr, weiß inzwischen genau, worauf es ankommt. Mit routinierten Handgriffen schneidet sie die Solaris-Trauben ab. „Gerade wenn wir spontane Wetterereignisse haben, kann es sein, dass die Beeren aufplatzen. Dann müssen wir sie aussortieren. Aber in diesem Jahr sieht es sehr gut aus, was die Qualität angeht“, erzählt sie.

Ihre Worte machen deutlich, dass Weinlese viel mehr ist als ein romantisches Bild von sonnendurchfluteten Weinbergen. Sie bedeutet harte Handarbeit, ein geschultes Auge und die Bereitschaft, jeden einzelnen Rebstock aufmerksam zu prüfen.

Optimismus in Sachsen

Dass die Stimmung in diesem Jahr besonders zuversichtlich ist, liegt an den guten Bedingungen der Vegetationsperiode. Weinbauleiter Till Neumeister fasst es so zusammen: „Unsere Reben haben gute Bedingungen gehabt – deutlich besser als im vergangenen Jahr. Wir sind verschont geblieben von Hagel und Spätfrösten, sodass wir sehr optimistisch in die Weinlese starten können.“

Dabei war das Wetter nicht ohne Tücken. Zwar verlief das Frühjahr mild und relativ trocken, Spätfröste blieben aus – eigentlich ideale Voraussetzungen. Doch ein Blick zurück zeigt, dass die harten Kältewellen im April 2024, mit Temperaturen bis zu minus acht Grad, bleibende Spuren hinterlassen haben. „Die Reben haben ein gutes Gedächtnis. Erholt sind sie von diesen Schäden noch nicht“, sagt Neumeister. Trotzdem wirkt 2025 wie ein verheißungsvoller Jahrgang – wenn die kommenden Wochen mit moderat warmen Tagen und kühlen Nächten die Reife optimal unterstützen.

Federweißer – der erste Geschmack des neuen Jahrgangs

Besonders spannend ist für viele Besucherinnen und Besucher der erste Schluck des neuen Jahres: der Federweißer. Frisch, süffig und trüb, ist er ein unfertiger Wein mitten in der Gärung, mit drei bis fünf Volumenprozent Alkohol zum Start. Bereits am Wochenende des „Offenen Weingutes“ in Sachsen wird der Jahrgang 2025 erstmals ausgeschenkt. Damit können Gäste schon ganz zu Beginn der Lese einen Vorgeschmack darauf genießen, was die kommenden Monate bringen werden.

Europa kämpft – Sachsen profitiert

Während die Stimmung in Sachsen optimistisch ist, sieht es andernorts in Europa weniger rosig aus. Viele Weinregionen kämpfen mit massiven Problemen: sinkender Konsum, Überproduktion, Preisverfall und steigende Produktionskosten setzen die Branche unter Druck. In Frankreich und Spanien führen prall gefüllte Weinkeller und schwächelnde Absatzmärkte zu existenziellen Sorgen. Manche Winzer müssen ihre Ernte sogar destillieren lassen, weil sie keinen Absatz finden.

In dieser schwierigen Lage hat Schloss Wackerbarth jedoch vergleichsweise wenig Probleme. Der Grund: Sachsen ist ein kleines, feines Anbaugebiet – und profitiert stark von der Nähe zu Dresden, einer Touristenmetropole, die jedes Jahr hunderttausende Besucherinnen und Besucher anzieht. Viele von ihnen entdecken die sächsische Weinstraße und verbinden Kultur mit kulinarischem Genuss.

Till Neumeister erklärt: „Wir sind uns bewusst, dass der Markt unter Druck steht. Aber wir haben hier in Sachsen den Vorteil, dass viele Weintouristen zu uns kommen. Unser Weg ist klar: Wir setzen auf Qualität – das ist der einzige Weg, um den Weinbau sicher in die Zukunft zu führen.“

Ein Blick in die kommenden Wochen

Die Weinlese auf Schloss Wackerbarth wird nun rund zwei Monate dauern. Bis Ende Oktober sind die Winzerinnen und Winzer täglich in den Weinbergen unterwegs. Und obwohl die Solaris-Traube traditionell den Anfang macht, folgen bald die anderen Rebsorten: Riesling, Müller-Thurgau, Traminer, Weiß- und Spätburgunder. Jede von ihnen erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl, damit die Trauben im optimalen Reifezustand geerntet werden.

Erst dann zeigt sich, ob die hohen Erwartungen an den Jahrgang 2025 erfüllt werden. Sicher ist schon jetzt: Die Winzerinnen und Winzer in Sachsen gehen mit Optimismus und Leidenschaft an ihre Arbeit – und die ersten Schlucke Federweißer lassen hoffen, dass ein besonderer Jahrgang heranwächst.